Auf nach Andalusien....schwerer Start....

Donnerstag den 12.01. machten wir uns frohgelaunt, sauber und rosig gewaschen auf die Weiterfahrt. Wieder sollte es ein größeres Stück, Richtung Süden, in die Wärme gehen. Wie groß das Stück dann wirklich werden sollte, hatten wir uns morgens noch nicht gedacht....

Leider gibt es von diesem Tag auch gar nicht so viele Fotos, es gab einfach nicht so viel Schönes zu fotographieren.

Wir hatten uns mehrere Tipps geholt über Plätze zum freien Stehen, oder auch günstige Stellplätze. Nach 200km kamen wir dem Ziel Calnegre, ungefähr auf halber Höhe zwischen Alicante und Almeria, näher.

Wenn man im Reiseführer liest, die Gegend um Almeria sei für Ihren Obst und Gemüseanbau bekannt, dann macht man sich da erst mal keine Gedanken drüber, sollte man aber. Wir näherten uns der Küste und es sah so aus:

Tomaten in Plastik, Plastik über Tomaten, Plastiktomaten. Über Kilometer fuhren wir an diesen teilweise sehr schäbig aussehenden Plastik-Tomaten-Häusern vorbei. Bis unmittelbar vor das Meer. Also..wirklich wenige Meter vor das Meer.

Dann kam der Stellplatz ein kleines Stück vom Meer weg,....unspektakulär. Um so spektakulärer war aber der dazu gehörige Strand. Der sah ungefähr so aus:

sehr hübsch...eigentlich unvorstellbar im Europa des 21ten Jahrhunderts
sehr hübsch...eigentlich unvorstellbar im Europa des 21ten Jahrhunderts

..der Parkplatz vor dem Strand bestand scheinbar komplett aus alten Kunstoffplanen, mit etwas Dreck überpudert.


Wir waren gelinde gesagt schockiert. Meine Süße noch mehr als ich, sie konnte es einfach nicht fassen.

Um es schon mal vorweg zu nehmen, die riesigen Tomaten-Plastik Felder sollten uns auch die nächsten Tage begleiten. Teilweise erstrecken die sich selbst bei guter Fernsicht bis zum Horizont. Wahnsinn. Ok, so wird hier eben Geld verdient, aber vollkommen unnötig sind der Müll und der Verfall, die sich in der Nähe dieser Felder breit machen...


Na gut, weiter ging es. Der nächste Punkt auf der Liste hieß Cabo de Gata/ Cala del Plombo. Ein schöner, einsamer Küstenabschnitt mit mehreren kleinen Buchten.

Unser Navi (das ist mittlerweile mein Handy, Frau Tom Tom traue ich nicht mehr) meinte: Na dann mal weiter die nächsten 170km.

Wir hatten uns beruhigt, die Landschaft wurde..manchmal..wieder schöner..alles gut.

Und dann, knapp 10 km vor dem Ziel, wechselte die ohnehin schon kleine Straße in einen unbefestigten, von tiefen Gräben und großen Steinen durchzogenen Holperweg.

Ich dachte, och, nicht so schlimm, das schafft unser Konrad schon.

Sieht doch gar nicht so schlimm aus...oder. Genau das dachte ich auch...von wegen.

Und so holperten wir dann etwas ängstlich los und natürlich wurde der Weg nicht besser sondern immer schlimmer. Halb meter tiefe Auswaschungen wechselten sich mit etwa genau so großen Steinen ab, das Fotographieren war uns schon lange vergangen.

Ich wäre gerne umgekehrt...ging aber nicht, keine Wendemöglichkeit. Das Lenkrad schlug wie wild in meiner Hand und Konrad machte Geräusche, als wollte er alle Scheiben von sich werfen. Das Navi sagt: nur noch drei Kilometer bis zum Ziel, ich denke, ok, das schaffen wir, abgerüttelte Teile können wir ja später beim Hundespaziergang wieder aufsammeln....da kommt das große Schild: Für Wohnmobile strengstens verboten. Wie bitte, HALLO. Konntet Ihr das nicht an den Anfang von dieser Zumutung eines Weges setzen?!?!

Aber, wollen wir da heute Nacht verscheucht werden und DIESEN Weg im Dunkeln fahren? Nein! Jetzt bekam mein Nervenkostüm deutliche Risse, meine Ausrufe waren definitiv nicht wiedergabefähig.

Und so drehten wir bei nächster Gelegenheit und hoppelten den ganzen Weg wieder zurück, ohne das Meer auch nur gesehen zu haben.

Abgekämpfeter Konrad kurz vor dem erlösendem Teer                                      Druckspuren von großem Stein

So, jetzt wollte ich nur noch einen vernünftigen Schlafplatz, egal wo. Park4night gab nur einen einzigen Platz in der Nähe aus, "nur" 30 km entfernt.

Da angekommen mußten wir vor lauter Elend schon lachen. Ein kleiner Platz an der Landstraße, das Meer nicht in Sichtweite, kein Dorf in der Nähe, nur ein paar Industriegebäude...Tomaten und so....das ganze für 10,- Euronen.

"Niemals", mein Ausruf dazu, "..eher schneide ich mir die rechte Hand ab, als denen da zehn Euro hinterher zu werfen.."

Und so machten wir uns auf den Weg zu einem kostenlosen Stellplatz in der Sierra Nevada, den hatten wir eigentlich vor den "Tipps" als das ursprüngliche Ziel ausgemacht, Abla hieß der Ort. Nur 30 Km nördlich von Almeria lag der, aber jetzt immer noch 120 KM entfernt und es war schon nach fünf...

Egal, Augen zu und durch. DAS IST EIN KARDINALFEHLER. Nach 30 Jahren Wohnmobilieren sollte ich dass wissen. Man fährt nicht bis zur totalen Erschöpfung, nur um den Tag noch zu retten. Das kann sich jeder mitlesende Womo Novitze schon mal hinter die Ohren schreiben. So ein Tag ist nicht zu retten. Das muss man akzeptieren und stehenbleiben.

Lage Rede kurzer Sinn, unsere Laune war auf dem Tiefstpunkt, wir sind an den schönsten Einblicken der Sierra Nevada im Abendlicht mit langen Gesichtern vorbei gefahren und das Einzige, was wir registriert haben ist ein unschöner Anstieg der Windkraftanlagen kurz vor dem Ziel....wie zu Hause.

Am Stellplatz angekommen war es stockdunkel....außer den Flutlichtern des angrenzenden Fußballstations.

Ich war so erschöpft und frustriert, dass mir sowieso alles egal war. Nur mein süßer Schatz hat es geschafft den Tag doch noch ein wenig zu versüßen. Sie hat sich aufgerafft und uns noch ein tolles Essen mit frischen Rosenkohl, Kartoffeln und Kotelett zubereitet. Das Highlight des Tages.

 

Der erste Sch.. Tag der Reise


der nächste tag...die Sonne geht auf

Blick vom Stellplatz auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada
Blick vom Stellplatz auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada

Am nächsten Morgen wachten wir total steif von der vielen Fahrerei auf und die Sonne schien in Konrad rein...wiedermal. Hab ich schon mal erwähnt, dass wir seit fast drei Wochen wunderschönes Wetter haben....ich glaube zu Hause ist es nicht ganz so.....ach lassen wir das.

Jetzt konnte ich auch sehen, dass unterhalb des Stellplatzes, sehr zur Freude der Hundies, ein kleiner Park angelegt war.

Die Laune wurde immer besser und nach dem üblichen gemütlichen Frühstück, sollte es schon wieder los gehen. Nochmals Richtung Küste, wir wollten der auf jeden Fall noch eine Chance geben. Gibt´s doch nicht, dass dieser Abschnitt der spanischen Küste nur doof ist..

Der anvisierte Stellplatz soll, laut App, direkt am Meer sein, kostenlos, allerdings auch ohne Ver- und Endsorgung. Aber die hatten wir ja noch kostenlos vor der Nase. Also, alter Mist raus, Frischwasser rein und los.

An den schon bekannten Tomaten-Plastik-Feldern vorbei, durch die Ausläufer der Sierra Navada. Hier sieht es wirklich aus, wie man sich den wilden Westen vorstellt. Und tatsächlich kommen wir an einer Stadt vorbei, die genau so aufgemacht ist. Mit alten Holzhäusern und Saloon. Sogar ein paar Indianerzelte stehen in der Nähe. Voll der Touristennepp. Als wir ans Tor fahren schaut uns ein Wärter so böse an, und sogar sein kleiner Köter läuft bellend hinter uns her,  dass wir sofort die Flucht ergreifen ohne uns weiter umzuschauen.

 


....und dann:

wie zeronnen so gewonnen...

..sind wir auf einmal da. Am Meer. Auf dem besten freien Stellplatz den ich bis jetzt gesehen habe.

direkt auf dem Strand. Eine riesige Fläche, wenig los hier. Und ab hier kann ich ruhig mal ein paar Bilder sprechen lassen. Vielleicht überzeugt das ja auch ein paar Spanien Skeptiker ;o) (@Sylke,Thorsten)

Und warm ist es hier, zum ersten mal kommen T-Shirt und kurze Hose zum Einsatz.

Da das bei mir ja keiner sehen will, stellt mein Schatz hier das neue Outfit vor.

Sogar Abendessen konnten wir draußen.

Später am Abend kam die Polizei und bat uns sehr freundlich ein paar Meter von der Wasserlinie weg zu fahren. Aus Sicherheitsgründen. Wir haben das natürlich sofort gemacht, wie auch alle anderen Womo´s die hier stehen.

Der Schönheit des Platzes tut dies nur geringen Abbruch. Und nun haben wir ja auch wirklich den staatlichen Segen hier zu stehen, bis jetzt konnten wir uns kaum vorstellen, dass das wirklich erlaubt sei.

immer noch schön..der Nachbar hier hat sich heute Morgen zu uns gesellt...warum auch nicht..
immer noch schön..der Nachbar hier hat sich heute Morgen zu uns gesellt...warum auch nicht..

Der zweite Tag, der Samstag, war der erste richtige Abhäng-Urlaubstag. Nur gesonnt, gelesen, Hundies gelüftet und Sekt getrunken..

nochmals lieben Dank an Steffi und Rainer aus Aachen..ein würdiger Ort zum Trinken, oder?!?
nochmals lieben Dank an Steffi und Rainer aus Aachen..ein würdiger Ort zum Trinken, oder?!?

Abends wurde es mal kurz richtig laut, als ein paar Quads, wohl im Zuge eines Werbefilms, mit Vollgas an uns vorbei rauschten.

Das Motorrengeräusch weckte in mir zum ersten mal, seit wir unterwegs sind, die Lust auf´s Mopped fahren.

Ich glaube morgen hole ich die Yamaha mal runter vom Tresen.

 

Ansonsten bleiben wir hier, bis uns irgendwas ausgeht.  Essen, Wasser, Strom, mal schauen was zuerst knapp wird.

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Sylke & Torsten & Henry (Samstag, 14 Januar 2017 22:12)

    O.K. Das sieht richtig, richtig gut aus!
    Genießt es und holt euch einen Sonnenbrand - ihr habt es euch verdient!
    Da würden wir jetzt auch gerne bleiben! So stellt man sich das vor, nä?!
    Ganz dolle viel Spaß euch Fünfen!!!!
    ( Konrad hat bestimmt auch ein bisschen Urlaub verdient)

  • #2

    Katrin & Elmar (Sonntag, 15 Januar 2017 19:06)

    Hallo,
    liebe Grüße aus Hürth. Heute habe ich auch mal Euren Blog gelesen, denn ich war an der Planung unseres Trips mit dem T4 (leider nur 2 Wochen) nach Schottland. Ja, da wollte ich sehen, wie weit die Weltenbummler schon gekommen sind.
    Eure Bilder sind toll und das Wetter definitiv besser als hier.
    Wir wünschen Euch noch eine tolle Reise!
    P.S. eurem/unserem Moped geht's gut.

  • #3

    Karola &Rainer (Montag, 16 Januar 2017 08:36)

    Oh wie schön hier von euch zu lesen.
    Im Gegensatz zu euch bummeln wir geradezu ...ihr seit da ja die Rallyefahrer ☺

  • #4

    Sabine (Montag, 16 Januar 2017 16:54)

    Schöööön, genießt die Sonne... in Oudler 50cm Schnee :-)....

  • #5

    Marion (Montag, 16 Januar 2017 20:20)

    Hallo ihr Lieben,
    ich will ja nicht altklug erscheinen, aber eure Plastik- und Straßenchaoserlebnisse, sie gehören einfach dazu. Es macht das Schöne hinterher nur umso schöner und man lernt es zu genießen. Dies sind die Geschichten, die hinterher am Kamin (in D ist es derzeit scheiß kalt und verschneit) erzählt werden....
    Also, Achs- und Radkappenbruch ;-), aber auch viele schöne Plätze und Sekt....wünscht Marion