Nun war es also geschehen, ich war allein. Mein Schatz war auf Ihrem langen Weg nach Santjago de Compostella....und ich war allein. Das fühlte sich die ersten Tagen ehrlich gesagt überhaupt nicht so gut an. Nach über acht Monaten Zusammenleben auf engstem Raum war ich nun...einsam.
Und so fuhr ich zunächst etwas ziellos wieder ein Stück Richtung Französische Atlantikküste..
...und fand auch einen schönen Platz...aber ich wollte Karola erstmal wieder näher sein. Und so fuhr ich wieder über St. Jean Pied de Port in Richtung Spanien auf die Pyrenäen zu.
Glücklicherweise waren unsere Freunde, Birgit und Ralf, auch wieder unterwegs und so trafen wir uns kurz hinter der spanischen Grenze auf der Passhöhe Alto De Ibaneta. Die zwei haben mich sehr lieb von meinem Kummer abgelenkt.
Diese Region der Pyrenäen ist unter anderem für ihre Gänse-Geier bekannt. Riesenhafte Vögel mit bis zu 3 Metern Spannweite. Und hier an der Passhöhe flogen die auch wirklich massenhaft ihre Kreise über uns.
Beim morgentlichen Hunde-Lüften kam ich sogar recht nah an die noch ruhenden Tiere ran. Leider scheuchte Charly sie dann mit seiner herzlichen Art viel zu früh auf.
Obwohl es erst der zweite September war und wir uns gut 1.500 Kilometer südlich von unserer Heimat befanden, war es echt saukalt da oben. Also fuhren wir runter, an der Pilgerherberge Roncesvalles vorbei, wo meine Süße erst die letzte Nacht verbracht hatte, bis zum Örtchen Aoiz. Am Fluß Itoiz gelegen und mit einem schönen Stellplatz, war das eine gute Wahl.

Ein schöner Wanderweg war auch markiert, also los.....
Noch einmal standen wir gemeinsam an einem schönen Fluß...
..dann fuhr ich alleine ins 40 Kilometer entfernte Pamplona um mich da nochmal mit Karola zu treffen. Meine Sehnsucht hatte mich überwältigt.
Abends aßen wir dann mitten in der Altstadt von Pamplona ein paar maritime Köstlichkeiten. Man beachte die Beinchen, die meiner Süßen aus dem Mund ragen...
...und auf die wunderbare Fuß-Bekleidung von Karola. Typisch Pilger in nach den Tagestouren übrigends ;o)
Jetzt ging´s mir besser und ich wollte meinen Schatz beim Pilgern auch nicht mehr unterbrechen und so machte ich mich auf den Weg zur Baskischen Küste.
Zunächst fand ich einen wunderschönen Parkplatz auf der Küstenstraße von Irun nach San Sebastian. Hier läuft der Camino Norte direkt vorbei, ein weiterer Jakobsweg, der auch mittlerweile stark frequentiert wird. D.h. im Laufe eines Tages laufen durchaus hundert Pilger an Konrad vorbei.
Ich bin dann drei Nächte dort geblieben und habe in dieser Zeit einfach wunderbare Wanderungen durchgeführt.
..außerdem habe ich Inga und Björn kennengelernt. Die beiden sind auch im Sabbatjahr unterwegs, im Bulli!! und sind leidenschaftliche Kiter und Surfer. War sehr nett mit Euch, ich wünsche Euch ein wunderschönes Restjahr ;o)
..außerdem lernten unsere Hunde den Begriff "freilaufende Kühe" nochmal ganz neu zu interpretieren:
Nächster Halt war ein kleiner Wanderparkplatz zwischen Zarautz und Ondarroa. Außerdem ein beliebter Rastplatz der Camino Norte Pilger. Auch hier ist die Gegend einfach unbeschreiblich schön. Es bildet sich langsam ein Urteil in mir, welches sich die nächsten Wochen noch des öfteren bestätigen wird. Dies ist einer der schönsten Gegenden die ich in meinem Leben gesehen habe. Leider, oder gott sei Dank ist das Wetter sehr unbeständig und deshalb ist es hier auch nicht so überlaufen..
Schaut Euch die Bilder an und sagt selber...
...aber leider wurde mir eben dieses Wetter jetzt hier an der Küste auch etwas zu schlecht und so verkrümmelte ich mich in´s Landesinnere, zum Städtchen Onati. Wie die meisten Städte hier in der Region nicht übermäßig hübsch, aber zumindestens mit einer schönen Altstadt.
..und einem traumhaft schönen Stellplatz am Stadtrand, sogar mit einer dieser automatischen Toiletten, die sich selber reinigt und einem alten Park nebenan:

...und...natürlich auch hier wunderschöne Wanderwege durch die Berge. Ihr merkt schon, ich wandere wie ein Besessener, schließlich will ich ja meinen Schatz nicht als unförmiger Couch-Potato empfangen, wenn Sie nach 800 Wander-Kilometern in meine Arme sinkt. Wer will denn so was?!
Und weil ich:
- nicht mehr trübsinnig und einsam war
- meine Klamotten selber auf der Hand wusch
- mir vernünftiges Essen kochte und nicht nur Wasser und Rührei
- und auch Konrad picco bello sauber hielt und nicht in eine verlotterte Junggesellenbude verwandelte
- und zu guter letzt, ich an dem Tag gute 20 Kilometer gewandert war
wurde es Zeit für mein "Man of Steel" Shirt:
Das Wetter wurde insgesamt besser und mich zog es automatisch wieder an´s Meer. Hier erwartete mich wieder einer der Highlight-Plätze des Jahres. Zwar mußte ich vorher fast das Dorf in Schutt und Asche legen, um durch die winzigen Gässchen zu kommen, aber die Belohnung war beeindruckend...
Außer viel Meer und Klippen gab es hier auch noch eine alte Miene, die jetzt als Freilicht-Museum dient, wirklich klasse:

..bei der obligatorischen Wanderung, diesmal 28! Kilometer, kündigte sich dann aber wieder das Wetter der nächsten Tage an:
...leider, aber trotzdem ein wunderschöner Ort, fast schon magisch. Auch hier wieder Pilger, Pilger, Pilger auf dem Camino Norte.
Ok, schlechtes Wetter an der Küste, Flucht ins Landesinnere. Klappte auch diesmal und spülte mich im wahrsten Sinn des Wortes in ein kleines Städtchen Namens Pedrosa de Valdeporres. Der Stellplatz war ein ehemaliger Bahnhof. Mittlerweile war ich in Kantabrien angekommen.
Das Städtchen war klein und nichtssagend...aber die Umgebung, der Hammer. Nordspanien ist einfach klasse!!
Und dann passierte etwas sehr unerwartetes und schönes, mein Schatz fragte an, ob ich nicht Lust hätte das Bergfest, die Halbzeit mit Ihr zu feiern. Sie hatte rund 400 Kilometer geschafft, nach nur zweieinhalb Wochen!!
Was für eine Frage, ungefähr so, ob der Himmel blau sein, oder Regen nass.
Also Konrad angeworfen, die knapp 250 Kilometer in die Nähe von Leon gefahren und dort meine Süße von der Straße gepflückt.

Bilder von der ersten Hälfte der Pilgertour Karola´s werde ich hier posten, ich hoffe sie schreibt nach der Tour auch was dazu........
Kommentar schreiben
Sylke, Torsten & Henry (Sonntag, 01 Oktober 2017 16:47)
Hallo Hacky,
auch wir haben heute eine herrliche Wanderung durch unsere belgische Heimat gemacht. Tolle Bilder, irre Landschaften und Eindrücke. Ja, die Gegend müssen wir uns unbedingt mal antun. Die Zeit fliegt so dahin und Du wirst sehen wie schnell Karola zum Schluß. Also halt alles weiter so gut auf tutto! Genieß die Zeit weiter.
Gruß die Belgier
Marion (Dienstag, 03 Oktober 2017 07:50)
Hallo Rainer,
schön wieder von dir (euch) zu lesen und was du so schreibst. Die Geschichte mit dem ständig wechselnden Wetter im Norden Spaniens haben wir auch erlebt, wir fanden es - da damals noch reine Jahresurlauber - echt blöd, und haben bei 15 Grad und Regen im Juli die schöne Gegend Richtung Mittelmeer verlassen. Eigentlich schade, wenn ich die Fotos so sehe. Ich bin aber auch recht beeindruckt von deinen Wanderleistungen, die sind ja krass!
Igel & Paola (Mittwoch, 04 Oktober 2017 23:21)
hey hey hey, und der man of steel kann nicht nur waschen, kochen und putzen, sondern auch noch "zeitnah" bloggen... unglaublich �
Sabine (Freitag, 06 Oktober 2017 15:19)
Hallo ihr lieben,
die Fotos sind wiedereinmal traumhaft und ich freue mich schon sehr auf die Pilgerfotos.... 800 km das ist echt wahnsinn! Und Superman im wahrsten Sinne des Wortes :-) Ihr seit schon echt ein tolles Paar!
Küsschen aus der Heimat, ich schreib euch nächste Woche mal aus Lissabon :-*
Michael & Nicole (Montag, 09 Oktober 2017 22:34)
Huhu Ihr Zwei,
es ist wieder mal überwältigend diese tollen Landachaftsbilder ja fast mitzuerleben.
Ein großes Lob an Karola und vollen Respekt für Deine Leistung.
Freuen uns schon riesig darauf, wenn Ihr uns Eure tollen Erlebnisse selber erzählen könnt.
Bis ganz bald mit vielen lieben Grüßen aus P bei G von den B's